Wir alle wissen, wie viele Liter Sprit unser Auto verbraucht. Aber wissen wir auch, wie viel unser Haus verbraucht? Eine interessante Frage. Besonders, wenn man bedenkt, dass unser Automotor im Schnitt etwa 400 Stunden pro Jahr läuft, unsere Hausheizung aber gut zehn Mal so lang.
Der Energieausweis ist wie ein Typenschein für Ihr Gebäude. Neben einer detaillierten Baubeschreibung bekommen Sie auch eine Planungsgrundlage, wie und vor allem wo Sie Ihre Heizkosten senken können. Die Angabe des Heizwärmebedarfs (HWB) nimmt hier eine besonders wichtige Stellung ein. Sie gibt Aufschluss darüber, wie viel Energie benötigt wird, um 1 m² Ihres Hauses zu beheizen. Der HWB stellt also den Normverbrauch Ihres Gebäudes dar.
Wie auch am Normverbrauch beim Auto sehen Sie anhand des HWB nicht direkt, wie viel "Sprit" Ihr Haus braucht. Er berücksichtigt nicht, wie sehr Sie bei der Raumtemperatur "aufs Gas steigen". Aber genau darin liegt Ihr Vorteil im HWB: Er macht Häuser direkt miteinander vergleichbar.
Heute ist der Energieverbrauch ein wichtiges Argument beim Verkaufen und Vermieten: Je niedriger der Energieverbauch Ihres Gebäudes ist, desto wertvoller ist Ihr Haus.
Wann brauche ich einen Energieausweis?
- Bei Neu-, Um- und Zubauten sowie bei Sanierungen
- Bei Verkauf, Vermietung oder Verpachtung
- Bei Ansuchen um Förderungen
Keinen Energieausweis benötigen Sie für Gebäude, die
- nur frostfrei gehalten werden
- abbruchreif sind (das ist bereits in der Annonce anzugeben)
- nur für religiöse Zwecke genutzt werden
- freistehend sind und eine Gesamtnutzfläche von weniger als 50 m2 haben
Welche Unterlagen muss ich vorbereiten?
- Baupläne (aktuelle und historische)
- Baubeschreibungen (Wand- und Deckenaufbauten, Fenster, ...)
- Details der Haustechnik (Heizung und Warmwasserbereitung, Lüftung und Kühlung)
- Fotodokumentation aus der Bauphase, soweit vorhanden
- Rechnungen von Baufirmen und Baustoffhändlern
Ist für den Energieausweis eine Besichtigung nötig?
Für ein seriöses Ergebnis: Ja. Der Energieausweis ist immer nur so gut wie die Daten, mit denen er berechnet wird. Pläne sind ein guter Anhaltspunkt. Fast immer werden aber beim Bauen selbst spontan Details geändert, die sich nachher nicht immer in den Unterlagen finden. So wird aus zwei Fenstern plötzlich eine Glasfront. Oder ein nicht zur Nutzung vorgesehener Dachraum wird im letzten Moment doch noch zum beheizten Büro.
Sind die Unterlagen unvollständig, können Wandaufbauten und ähnliches oft nicht mehr nachvollzogen werden. Dann ist die Erfahrung des Berechners gefragt. Durch die Praxis vieler Energieausweise und dem Zugriff auf Datenbanken können wir bei unbekannten Bauteilen den Aufbau abschätzen. Stahlbeton, Holz oder Hohlziegel - jeder Baustoff wurde in den vergangenen Dekaden unterschiedlich oft eingesetzt und jeweils anders verarbeitet.
Kann ich meinen Energieausweis online berechnen lassen?
Bei der Erstellung Ihres Energieausweises übernehmen wir die Verantwortung, dass unsere Berechnungen stimmen. Wird das Gebäude beabsichtigt oder unbeabsichtigt durch den Energieausweis besser dargestellt als es ist, hat der Käufer bzw. Mieter Ansprüche gegen den Verkäufer bzw. Vermieter. DIeser kann sich wiederum am Berechner für dessen fehlerhafte Leistung schadlos halten.
Viele Onlineangebote sind auf den ersten Blick zwar günstig. Um rechtlichen Problemen zu entgehen, wälzen viele Berechner das Risiko der Datenerhebung an den Auftraggeber ab. Damit sind sie für eine falsche Berechnung nicht mehr verantwortlich. Oder aber der Energieausweis wird sicherheitshalber deutlich schlechter gerechnet und damit der Wert des Gebäudes wesentlich gemindert.
Ein billiger Energieausweis spart Ihnen zwar € 100,- bis € 200,- bei der Erstellung. Er kostet Sie aber tausende Euro Kaufpreis, Mieteinnahmen oder Fördergelder.